Was den Arbeitsmarkt anbelangt, sei schon viel passiert in den letzten Jahren, hält LH Dr. Erwin Pröll im Interview mit der NÖN fest. So gebe es zwar um 1.500 Arbeitslose mehr in Niederösterreich, aber auch gleichzeitig um 10.000 Beschäftigte mehr. Mittlerweile stehe NÖ bei 606.000 Beschäftigen. "Deswegen gehen wir beim Schaffen von Arbeitsplätzen auf diesem offensiven Weg weiter", kündigt Pröll an.
Brexit für Niederösterreich nutzen
Für den Landeshauptmann geht es deshalb darum, die geschaffene Standortqualität für Betriebsansiedelungen entsprechend zu nutzen. Damit werde gerade Wien keine große Feude haben, "aber das ist im Konkurrenzkampf der Standorte so". Für Pröll ergibt sich aber auch aus den tiefgreifenden Veränderungen in der EU eine Chance: "Und zwar deswegen, weil die Engländer jetzt sehen werden, was sie sich selber angetan haben. Viele internationale Konzerne, englische und amerikanische, suchen neue Standorte in Europa, um die Vorteile der EU für sich nutzen zu können, das nutzen wir jetzt für Niederösterreich durch gezielte Werbemaßnahmen." Niederösterreich habe in dieser Frage ob seiner geografischen Lage einen Vorteil gegenüber anderen Mitbewerbern, "weil wir unmittelbar vor den neuen demokratischen Staaten im ehemaligen Osten liegen, wo noch ein ganz anderes wirtschaftliches zu erwarten ist, als in den traditionellen EU-Mitgliedsländern".
"Nicht den Weg der Brexit-Brandstifter gehen"
"Beim Brexit weiß ich gar nicht, ob die Befürworter überhaupt spüren, was sie der Jugend in Großbritannien angetan haben", hält der Landeshauptmann in diesem Zusammenhang fest. "Sie haben ihr in Wahrheit eine unglaubliche Zukunftschance genommen." Das schändliche dabei sei, dass die Brexit-Befürworter wie Brandstifter Feuer gelegt hätten, und als dieses zu lodern begonnen habe, die Flucht ergriffen. Deshalb warnt Pröll auch davor in Österreich den Weg der Brexit-Brandstifter zu gehen, wie es unter anderem die FPÖ mit ihrer "Öxit"-Ansage versuchte. "Man muss schon wissen, dass das eine entsprechende Langzeitwirkung hat und nicht nur uns allein, sndern die kommenden Generationen trifft", so Pröll. Wenn man sehe, wie sich das englische Pfund entwickelt, wie Großbritannien diese Entscheidung wirtschaftspolitisch spürt, dann sollen alle, die populistisch in diese Richtung arbeiten feststellen, dass das ein unglaublicher Bumerang werden könne.
Laufende Verwaltungsreform in NÖ
Das Land Niederösterreich ist auch darum bemüht, eigene Strukturen schlank und effizient zu halten. "Wir sind, was Reformen anlangt, intensiv unterwegs. Wir reformieren ständig in der gesamten Verwaltung", so Pröll. So seien Abteilungen aufgelöst worden oder Personal in der Hoheitsverwaltung eingespart. Ziel sei dabei immer möglichst einfache Abläufe, sodass Bürger tatsächlich die Bürgernähe spüren.
Wissenschaftsstandort weiter erfolgreich
Der wissenschaftliche Bereich des Krebsforschungsprojekts MedAustron werde noch bis September der offiziellen Bestimmung übergeben, so Pröll angesprochen auf die Entwicklung des Wissenschaftsstandortes NÖ. "Bei IST Austria werden wir ein zweites Verwaltungsgebäude eröffnen und für das nächste Laborgebäude den Spatenstich setzen. Drittens werden wir um den Jahreswechsel soweit sein, dass wir die Medizin-Privatuni in Krems eröffnen können", erklärt Pröll.